Ressourcen schonen mit Regenwassernutzung
in Ein- und Mehrfamilienhäusern
Für die ressourcenschonende Sanitärinstallation in Ein- und Mehrfamilienhäusern ist eine Regenwassernutzungsanlage ein effektiver Baustein der Gebäudetechnik. Das Sammeln und Verwenden von Regenwasser spart wertvolles Trinkwasser. Es kann neben der Gartenbewässerung für die Toiletten- und Waschmaschinennutzung sowie zum Reinigen von Terrassen, Wegen und Höfen rund ums Haus zum Einsatz kommen – wirtschaftlich und umweltfreundlich.
Die Europäische Umweltagentur warnt vor Wasserknappheit. Demnach sei der Wasserbedarf in Europa in den letzten 50 Jahren stetig gestiegen, unter anderem aufgrund des Bevölkerungswachstums. Dies habe europaweit zu einem Rückgang der erneuerbaren Wasserressourcen pro Kopf um insgesamt 24 Prozent geführt. Hinzu kommt bezogen auf Deutschland: Seit Beginn der Klimaaufzeichnungen haben die zehn heißesten Sommer in den 2000er-Jahren stattgefunden. Die Land- und Forstwirtschaft spricht einerseits vermehrt von Wasserdefiziten in den Böden – die Natur leidet unter Trockenschäden.
Hinzu kommen andererseits Starkregenereignisse, die zu hydraulischen Überlastungen der Kanalisation in Städten und Gemeinden führen und in der Folge zu Hochwasserschäden. Die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr) in Darmstadt fordert demnach eine Neuausrichtung mit Kombinationslösungen und einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser. Angaben der Fachvereinigung zufolge könnten in Haushalten rund 50 Prozent des Wasserverbrauchs durch Regenwasser ersetzt werden. In Deutschland seien derzeit etwa 1,5 Millionen Regenwasseranlagen in Betrieb.
Niederschlagswasser ist eine wichtige Ressource – das Prinzip der Regenwassernutzung
Das Auffangen und Nutzen von Niederschlagswasser hilft, der Wasserknappheit entgegenzuwirken – Regen ist eine wichtige Ressource. Das weiche, kalkfreie Wasser hinterlässt keine Flecken auf Oberflächen, eignet sich ideal für Pflanzen und Gemüse sowie für die Befüllung von Pools. Für das Sammeln von Regenwasser eignen sich vorzugsweise große Dachflächen. Glatte und glasierte Betondachsteine, Ziegel, Glas- oder Kunststoffdächer sind gut geeignete Oberflächen für das Abfließen von Regenwasser. Sogenannte Abflussbeiwerte geben Aufschluss über den Wirkungsgrad der jeweiligen Oberfläche. So bieten beispielsweise glatte Tonziegel einen besseren Regenwasserertrag als ein Gründach. Abfließendes Regenwasser gelangt in Dachrinnen und Fallrohre zur Einleitung in einen Speicher. Ein integrierter Feinfilter reinigt das Wasser – er muss regelmäßig gewartet werden. Ein Zulaufberuhiger sorgt dafür, dass das Wasser langsam und strömungskontrolliert in den Tank fließt und Sedimente sich am Boden sammeln können.
Einbindung in die Gebäudetechnik
Ein Regenwassersystem benötigt einen Anschluss an die Kanalisation oder an eine nachgeschaltete Versickerung, um überschüssiges Regenwasser bei voller Zisterne abzuleiten. Zudem sind die Verbrauchsstellen mit der Behälteranlage verbunden.
Die Planung einer Regenwassernutzungsanlage
Je mehr Trinkwasser durch Regenwasser ersetzt wird, desto größer der Bedarf an Niederschlagswasser. Bei der Dimensionierung wird beispielsweise für die Gartenbewässerung die Größe des Gartens in Quadratmeter angesetzt. Für die Toilettenspülung oder die Nutzung von Regenwasser für die Waschmaschine ist ausschlaggebend, wie viele Personen im Haushalt leben. Gartengröße und Haushaltsgröße werden ins Verhältnis zur Auffangfläche gesetzt. Als Faustregel gilt: Je 1.000 Liter Speichervolumen werden etwa 15 Quadratmeter angeschlossene Dachfläche benötigt. Für die reine Gartennutzung sollten je 100 Quadratmeter Gartenfläche ein Kubikmeter Speichervolumen eingeplant werden. Für die haustechnische Nutzung werden pro im Haushalt lebende Person rund 1,5 Kubikmeter Speichervolumen veranschlagt. Zur Ermittlung der regionalen Niederschlagsmengen in Deutschland eignen sich Karten des Deutschen Wetterdienstes.
Komponenten einer Regenwassernutzungsanlage
Neben dem Speicher als Herzstück einer beispielsweise unterirdisch eingebrachten Regenwasseranlage zählen zu den weiteren Komponenten eine begehbare oder Pkw-befahrbare Tankabdeckung, Filter, ein Zulaufanschluss, eine automatische Trinkwassernachspeisung mit integrierter Füllstandsmessung, ein Überlaufsiphon zur Ableitung überschüssigen Wassers in die Kanalisation sowie eine schwimmende Entnahme. Sie befindet sich in der Nähe der Wasseroberfläche – dort ist die Wasserqualität am besten. Die benötigten Komponenten variieren je nachdem, welche Installationsmethode – ober- und unterirdisch – zum Einsatz kommt und zudem nach der Art der Nutzung.
Komplette Regenwassersysteme aus einer Hand
Hersteller wie etwa die Roth Werke aus Dautphetal bieten komplette Paketlösungen zum Erdeinbau oder zur oberirdischen Aufstellung. Neben Regenwassernutzungsanlagen für Wohngebäude gibt es Industriespeicheranlagen für die gewerbliche Nutzung, etwa für Gärtnereien oder Waschanlagen.
Kern der Regenwasseranlage ist der Speicher. Für den Erdeinbau gibt es von Roth die Flachspeicher Twinbloc in den Größen 1500, 3500 und 5000 Liter. Sie bestehen aus Polyethylen mit hoher Dichte (PE-HD). Der zum Lieferumfang gehörende Domschacht wird bei Auslieferung in den Behälter geschoben und der jeweiligen Einbautiefe flexibel angepasst. Die Verbindung mehrerer Behälter ist mit Verbindungssets möglich. Der Twinbloc ist erdstabil und Pkw-befahrbar.
Vorteile von Behältern mit zwei Zylindern
Behälterformen mit zwei Zylindern mit kleineren Durchmessern sind stabiler und widerstandsfähiger als eine Kammer mit großem Durchmesser. Durch die flache Bauform kommt ein Behälter wie der Twinbloc beim Erdeinbau mit rund 40 Prozent weniger Erdaushub aus. So kann er auch bei hohem Grundwasserstand zum Einsatz kommen.
Einbau und Inbetriebnahme
Regenwassernutzungsanlagen sind in Deutschland nicht genehmigungspflichtig. Sie sind zusätzlich zur Trinkwasserversorgung eigenständige Systeme. Die Errichtung und der Betrieb einer sogenannten Nichttrinkwasseranlage, die über die Gartenbewässerung hinaus geht, muss jedoch dem Gesundheitsamt schriftlich angezeigt werden.
Wartung und Pflege
Für einen einwandfreien und langjährigen Betrieb einer Regenwassernutzungsanlage – und damit einem hohen Regenwasserertrag – ist eine regelmäßige Reinigung der Filter ausschlaggebend. Zudem sollte der Zustand der Dachrinnen, Fallrohre, Verteilleitungen, Entnahmearmaturen und Anschlüsse jährlich auf Dichtheit und Zustand überprüft werden. Im Abstand von fünf bis zehn Jahren ist eine Tankreinigung ratsam.
Ausgleich für Niederschlagswassergebühren
Aufgrund von Bodenversiegelungen kann sich das Grundwasser vielerorts nicht ausreichend regenerieren. Gebäude, Straßen und Parkplätze verhindern das Eindringen des Regenwassers in die Erde – so ist eine Regenwassernutzungsanlage ein aktiver Beitrag zum Schutz der wertvollen Ressource Wasser.
Hier haben wir für Euch noch einige Daten, Fakten & Links:
Regenwassernutzung
– ersetzt bis zu 50 % Trinkwasser
– eignet sich für Gartenbewässerung, Toiletten- und
Waschmaschinennutzung, zum Reinigen von Terrassen, Wegen und Höfen
– Installation ober- und unterirdisch, innerhalb oder außerhalb von Gebäuden
– wichtiger Baustein für ressourcenschonende Sanitärinstallation in der Gebäudetechnik
Versickerung und Retention
– ideal in Kombination zu Regenwassernutzung
– regeneriert Grundwasser
– entlastet Kanalnetze, drosselt den Ablauf, schützt vor Hochwasser und Überschwemmungen
Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr), www.fbr.de,
Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), www.dvgw.de
Deutscher Wetterdienst, www.dwd.de
Umweltbundesamt, www.umweltbundesamt.de,
örtliche Bau- oder Umweltämter
Roth Werke GmbH, www.roth-umwelttechnik.com und