Qualität bei Planung und Installation am Markt ist o. k.
Wir alle kennen die typischen Boulevard-Nachrichten aus den Anfangszeiten der Wärmepumpe am Markt noch zu gut. „Unsere Stromrechnung ist um das Dreifache gestiegen“, „Es wird nicht mehr warm“, etc. Doch mittlerweile hat sich die Wärmepumpe am Markt als Heizsystem fest etabliert. Und hat im Neubau sogar Gas-Brennwertgeräte als Nummer 1 abgelöst. Wie ist es derzeit um die Qualität der Planung und Ausführung von Wärmepumpen-Anlagen am Markt bestellt? Und was unternehmen die Hersteller, um ihre Partner im Fachhandwerk auf dem neuesten Stand der Dinge zu halten?
Wirft man einen Blick auf die vergangenen zehn Jahre, dann haben sich verschiedenste neue Heiztechnologien am Markt „versucht“. Manche haben ihren Platz gefunden – wenn oft auch nur in einer Nische. Manche sind recht schnell wieder vom Markt verschwunden. Insbesondere eine Technologie aber hat sich nicht nur einen festen Platz im Markt erobert, sondern sich sogar überzeugend etabliert. Die Rede ist natürlich von der Wärmepumpe, die aus verschiedensten Gründen eine recht ansehnliche Entwicklung gezeigt hat. Teils aus politischen, teils aus technologischen Gründen ist sie ein fester Eckpfeiler der aktuellen und kommenden Generationen an Wärmeerzeugern.
Die Wärmepumpe – eine echte Alternative zu den konventionellen Lösungen
Denn sie lässt sich zu 100 % mit erneuerbaren Energieträgern betreiben und ist durch spürbare Erhöhungen ihrer Effizienz gerade bei Luft/Wasser-Wärmepumpensystemen eine echte Alternative zu den konventionellen Lösungen geworden. Doch der Schritt von verbrennungsbasierten Wärmeerzeugern zu den Wärmepumpen ist groß – vor allen Dingen in den grundsätzlichen Rahmenbedingungen. War es früher noch möglich, einen Heizwert-Ölkessel „mal eben per Daumen“ auszulegen, ist dieses Vorgehen mit einer Wärmepumpe recht schnell zum Scheitern verurteilt. Deswegen hat sich die Branche in den vergangenen Jahren darum bemüht, eine solide Wissensbasis für das Fachhandwerk zu legen. Doch letztendlich geistern teils bestätigte Zahlen durch den Markt, wie viele Fachhandwerker im deutschen Markt derzeit tatsächlich in der Lage sind, eine Wärmepumpe sachgerecht auszulegen und zu installieren. Geht man von aktuell rund 50.000 Betrieben aus, sollen hiervon lediglich 5.000 Unternehmen – also ca. 10 % Wärmepumpen in ihrem Angebot haben.
10 % der Fachhandwerker mit Wärmepumpe -Kenntnissen – Basis für Marktwachstum?
Ist das wirklich eine Basis für den Markt – sowohl in puncto Qualität als auch Quantität – bei weiter steigenden Einbauzahlen? „Natürlich versuchen wir, immer neue Fachhandwerks-Unternehmen für das Thema Wärmepumpen zu begeistern“, erläutert dazu Jens-Ulrich Jung, Leiter Trainings bei Vaillant Deutschland. „Deswegen haben wir genau wie die meisten großen Hersteller am Markt ein stufenweise abgestimmtes Trainingskonzept für unsere Partner. Basis dabei ist ein völlig von der Technologie der einzelnen Wärmepumpe unabhängige Veranstaltung, die sich ausschließlich mit der Planung, Auslegung und den Einsatzgrenzen von Wärmepumpen beschäftigt. Hier stehen Aspekte im Vordergrund, die allgemeingültiges Wissen vermitteln. Beispielsweise geht es um die Erschließung der Wärmequelle, die Gestaltung der Heizanlage oder die Planung der Warmwasserversorgung. Darüber hinaus bieten wir drei spezifische Trainings für Wärmepumpen-Technologien an – Luft/Wasser-Wärmepumpen in Außenaufstellung, unser Wärmepumpen-System flexoTHERM mit unterschiedlichen Wärmequellen und innen aufgestellte Luft/Wasser-Wärmepumpen mit und ohne Lüftungsanlage.“ Dabei zeigt sich laut Jung ein klarer Trend in der Entwicklung der Teilnehmerzahlen: „Während die Anmeldungen für das allgemeine Grundlagentraining sinken, wächst der Bedarf bei den spezifischen Anlagentrainings immer weiter. Hier verschiebt sich gleichzeitig der Schwerpunkt von den Inhabern und Meistern hin zu den Monteuren der Betriebe.
Dadurch ändern sich auch die Anforderungen an das Training an sich. Die Teilnehmer wollen die verschiedenen Wärmepumpentypen in Funktion sehen, einstellen und wissen, wo welche Leitungen angeschlossen werden müssen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, haben wir unsere Praxisräume in ganz Deutschland entsprechend mit betriebsbereiten Geräten ausgerüstet.“ Einen Rückschluss darauf, dass der Markt mit entsprechend ausgebildeten Fachhandwerkern bereits gesättigt ist und der Zahl der zu installierenden Systeme entspricht, möchte Jung jedoch nicht ziehen. „Zwar ist die Anzahl der Betriebe, die Wärmepumpen im Markt installieren, noch vergleichsweise gering. Jedoch müssen wir einfach auch sehen, dass viele Fachhandwerksbetriebe in ihrem direkten Umfeld nicht unbedingt einen Erfolg versprechenden Absatzmarkt für Wärmepumpen haben. Denn relevante Stückzahlen werden nach wie vor, vor allen Dingen im Einfamilienhaus und Neubau, erreicht. Ist die Kundenstruktur aber durch Baubestand und Mehrfamilienhäuser geprägt, ist die Zielgruppe derzeit oft zu klein. Das kann sich in den kommenden Jahren bedingt durch neue Wärmepumpen-Technologien und Marktbedingungen wie beispielsweise eine CO2-Steuer weiter ändern, ist aber derzeit eine der uns bekannten Rahmenbedingungen.“
Wärmepumpe – Qualität bei Planung und Installation durch Fachhandwerk und Hersteller gesichert
Dementsprechend sieht Jung die Qualität in Planung, Auslegung und Installation bei den Fachhandwerkern im Markt als gesichert an. Insbesondere die Unterstützung des Fachhandwerks durch weitere Instrumente habe deutlich dazu beigetragen. „Losgelöst von den Trainings bieten wir mit unserem Team an technischen Ingenieuren eine permanente Planungsunterstützung an, die intensiv in Anspruch genommen wird. Darüber hinaus lässt sich mit unserer Auslegungs-Software planSOFT sehr genau und einfach eine Wärmepumpe auslegen und z. B. auch die Leistungs-Kennzahl berechnen. Dabei werden alle denkbaren Einflussfaktoren automatisch abgefragt und können so nicht vergessen werden. Trotzdem bilden wir in jedem Praxisseminar für die Teilnehmer grundlegende Themen ab – über den Kreisprozess der Wärmepumpe, die Faktoren zur Beeinflussung der Wirtschaftlichkeit oder die Rahmenbedingungen der Warmwasserbereitung. Dadurch tragen wir das relevante Wissen über die Planung und Auslegung von Wärmepumpen an alle Teilnehmer heran.“
Schwerpunkt in Richtung der Anforderungen bei der Installation verschoben
Dazu betont Jung die Tatsache, dass immer mehr Ausschreibungen, Vorgaben von Bauträgern etc. den Fachhandwerkern die Planung von Wärmepumpen-Anlagen abnehmen. „Dadurch hat sich der Schwerpunkt auch in Richtung der Anforderungen bei der Installation verschoben. Hier bieten wir deswegen intensivere Unterstützung. Doch immer wieder vermitteln wir auch das Basiswissen um die Relevanz des Temperaturhubs, also der Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Wärmenutzung für die Effizienz und Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe. Genau hier setzen wir auch in unseren Veranstaltungen an und erklären die allgemeingültigen Grundlagen. Wenn z. B. eine kWh Strom durchschnittlich 28 Cent und eine kWh Erdgas rund 7 Cent kostet, dann ist es einfach nachvollziehbar, dass die Leistungs-Kennzahl der Wärmepumpe größer 4 sein muss, um kostengünstiger zu heizen als z. B. ein Brennwertgerät. Das muss dem Endkunden im Beratungsgespräch vermittelt werden und dabei ist der Temperaturhub von entscheidender Bedeutung.“
Typische Wärmepumpen-Fehler der Vergangenheit spielen keine Rolle mehr
Insofern sieht Jung die typischen Fehler der Vergangenheit in puncto Auslegung der Wärmepumpe als nicht mehr relevant an. Vielmehr ist die fachliche Beratung des Endkunden und die Zusammenstellung der Systemkomponenten in den Mittelpunkt gerückt. „Direkte Installationsfehler sind mittlerweile eher selten. Dafür sind unsere Fachhandwerkspartner sehr gut geschult und gleichzeitig haben wir unsere Wärmepumpen immer weiter auf eine schnelle und einfache Einbindung ausgerichtet. Problematisch sind eher Endkunden, die entweder aus dem Internet oder von Freunden Informationen über Wärmepumpen gehört bzw. gelesen haben, die zwar auf das jeweilige Objekt aber nicht ihr eigenes Haus zutreffen. Derartig „vorinformiert“ fordern sie oft vom Fachhandwerk eine bestimmte Wärmepumpe, die nicht ihre Bedürfnisse erfüllen kann. Hier ist der Fachhandwerker gefordert, seriös zu beraten und ggf. diesen Wünschen nicht nachzukommen. Darüber hinaus ergibt sich zunehmend eine Herausforderung bei der System-Zusammenstellung, denn Wärmepumpen-Anlagen bestehen aus einer größer werdenden Anzahl von Komponenten. Wärmepumpe, Regelung, Warmwasserspeicher, Pufferspeicher, Photovoltaik, Batteriespeicher, Smart Home-Einbindung – da kann schon ein größeres System zusammenkommen.
Planungsunterstützung und Training für Fachpartner
Wir sind Komplettanbieter und bieten unseren Fachpartnern sämtliche Komponenten, die natürlich bestens aufeinander abgestimmt sind, mit entsprechenden Informationen, Planungsunterstützung und Training.“ Die Notwendigkeit zu allgemeinen Zertifikaten für die Planung und Montage von Wärmepumpen sieht Jung deswegen nicht. Vielmehr sieht er die Hersteller in der Pflicht, ihre Fachhandwerkspartner für die sich stets ändernden Anforderungen des Marktes vorzubereiten. „Fachhandwerker, die alle Trainingsaktivitäten ihres Herstellers nutzen und danach handeln sowie dann die weiteren Instrumente und persönliche Beratung in ihre Planung einbinden, erhalten die beste Basis für die fachlich richtige Auslegung und Installation der von ihnen verbauten Wärmepumpen. Und das in der Regel sogar kostenfrei.“
Neue Herausforderungen für die Wärmepumpe durch neue Einsatzgebiete im Baubestand?
Für die Zukunft bieten die jetzt in den Markt drängenden Wärmepumpen-Systeme mit hohen Vorlauftemperaturen eine weitere Möglichkeit zur Etablierung dieser Technologie am Markt auch im Baubestand. Doch Jung verweist auch hier auf die wesentlichen Grundlagen. „Die kommenden Möglichkeiten mit Vorlauftemperaturen von bis zu 75 °C dürfen nicht dazu verleiten, Rückschlüsse darauf zu ziehen, dass dadurch ein Wärmepumpen-Einsatz in jedem Bestandsgebäude machbar und wirtschaftlich ist. Denn die Wärmepumpe passt nicht automatisch in ein Gebäude nur deswegen, weil sie die benötigten Vorlauftemperaturen liefern kann. Vielmehr spielen die bekannten Faktoren im Hinblick auf die zu erreichende Effizienz die entscheidende Rolle.“ Für die Zukunft sieht Jung weitere Möglichkeiten, das Fachhandwerk zu unterstützen. Hierbei spielen insbesondere die Möglichkeiten der Digitalisierung eine entscheidende Rolle. „Zum einen haben wir auf vielen unserer Geräte mittlerweile QR-Codes, die durch einen einfachen Scan mit dem Smartphone ein Installationsvideo abrufen, das den Fachhandwerker vor Ort schnell und einfach unterstützen kann. Zum anderen ist Vaillant am Forschungsprojekt ARSuL beteiligt. Hierbei handelt es sich um eine Augmented Reality Anwendung, die unseren Fachhandwerkspartnern künftig konkrete Hinweise auf die nächsten Installationsschritte bieten, aber auch für realistische Trainings mit Unterstützung der „erweiterten Wahrnehmung“ genutzt werden kann.“
Fazit:
Die fachgerechte Planung, Auslegung und Installation von Wärmepumpen – war sie in der Anfangszeit dieser Technologie zur Wärmeerzeugung noch zeitweise problembehaftet, hat sich heute eine solide Wissensbasis im Fachhandwerk gebildet. Zwar beschäftigen sich erst rund 10 % des Fachhandwerks mit Wärmepumpen Doch mit dem weiteren Marktwachstum dieser Zukunftstechnologie wird der Anteil beständig zunehmen. Die Hersteller sind dabei in der Pflicht, hierzu entsprechende Trainings anzubieten, die sowohl die Grundlagen als auch die spezifischen Wissensinhalte zu den einzelnen Wärmepumpen-Technologien liefern.
Alle Bilder: Vaillant / Quelle: Vaillant
www.vaillant.de
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